10-Way Out by Child Lee

10-Way Out by Child Lee

Autor:Child, Lee [Child, Lee]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-02-23T23:00:00+00:00


43

Reacher ging mit Pauling nach Norden zur Hudson Street, über die Hudson Street, zu dem Block zwischen Clarkson und Leroy Street. Er sagte: »Ich glaube, dass der Mann ohne Zunge hier in der Nähe wohnt.«

»Hier in der Nähe wohnen zwanzigtausend Menschen«, entgegnete Pauling.

Reacher gab keine Antwort.

»Was nun?«, fragte Pauling.

»Zurück zur Ochsentour. Wir haben etwas Zeit vergeudet, das ist alles. Etwas Energie. Allein durch meine Schuld. Ich war dumm.«

»In welcher Beziehung?«

»Haben Sie gesehen, was Hobart anhatte?«

»Billige neue Jeans.«

»Der Kerl, den ich dabei beobachtet habe, wie er die Autos weggefahren hat, trug alte Jeans. Beide Male. Alte, weiche, gewaschene, abgetragene, ausgebleichte, bequeme Jeans. Das hat der sowjetische Hausmeister bestätigt. Und der alte Chinese. Auf keinen Fall ist der Typ, den ich gesehen habe, kürzlich aus Afrika zurückgekehrt. Oder von sonst wo zurückgekommen. Es dauert lange, bis Jeans und ein Hemd so aussehen. Der Kerl, den ich gesehen habe, hat die letzten fünf Jahre in keinem Höllenpfuhl von einem Gefängnis verbracht, sondern irgendwo zu Hause gesessen und regelmäßig seine Wäsche gewaschen.«

Pauling schwieg.

»Wir können uns jetzt trennen«, erklärte Reacher. »Sie haben erfahren, was Sie hören wollten. Anne Lanes Tod war nicht Ihre Schuld. Sie war tot, bevor Sie auch nur von ihr gehört hatten. Sie können nachts wieder schlafen.«

»Aber nicht gut. Weil ich nicht an Edward Lane herankomme. Hobarts Aussage ist bedeutungslos.«

»Weil sie auf Hörensagen beruht?«

»Hörensagen ist manchmal okay. Knights Geständnis auf dem Totenbett wäre zulassungsfähig, weil das Gericht annehmen würde, er habe keinen Grund gehabt, vor dem Sterben zu lügen.«

»Wo liegt also das Problem?«

»Es gibt keine Erklärung auf dem Totenbett, nur Dutzende von Phantasien, die in einem Zeitraum von vier Jahren ausgemalt wurden. Hobart hat sich eine davon zu eigen gemacht, das ist alles. Und er gesteht freimütig, dass Knight und er die meiste Zeit nahezu verrückt waren. Damit würde ich vor Gericht regelrecht ausgelacht.«

»Aber Sie haben ihm geglaubt.«

Pauling nickte. »Zu hundert Prozent.«

»Sie können sich mit einem halben Erfolg zufriedengeben. Patti Joseph ebenfalls. Ich gehe bei ihr vorbei und sag’s ihr.«

»Wären Sie mit einem halben Erfolg zufrieden?«

»Ich meinte, dass Sie aufhören können, nicht ich. Ich mache weiter. Meine Agenda wird von Minute zu Minute länger.«

»Ich bleibe auch am Ball.«

»Das steht ihnen frei.«

»Das weiß ich. Möchten Sie, dass ich weitermache?«

Reacher erwiderte ihren Blick. Antwortete ganz ehrlich. »Ja, das tue ich.«

»Dann tue ich’s.«

»Aber Sie müssen mir versprechen, nicht plötzlich Skrupel zu bekommen. Dieser Fall wird nicht vor irgendeinem Gericht mit irgendwelchen Erklärungen auf dem Totenbett abgeschlossen.«

»Wie sonst?«

»Den ersten Colonel, mit dem ich wirklich Streit hatte, habe ich mit einem Kopfschuss erledigt. Und bisher mag ich Lane sehr viel weniger als diesen Kerl. Im Vergleich zu Lane war der andere fast ein Heiliger.«

»Ich begleite Sie zu Patti Joseph.«

»Nein, wir treffen uns dort«, sagte Reacher. »In genau zwei Stunden. Wir sollten einzeln hinfahren.«

»Warum?«

»Ich werde versuchen, ermordet zu werden.«

Pauling versprach, in zwei Stunden im Majestic in der Eingangshalle zu sein, und machte sich auf den Weg zur U-Bahn. Reacher folgte der Hudson Street nach Norden, nicht schnell, nicht langsam, auf dem linken Gehsteig. Zwölf Stockwerke über ihm und zehn Meter hinter seiner linken Schulter befand sich ein nach Norden hinausführendes Fenster.



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